Im Krisenmanagement ist ein kühler Kopf und die richtige Strategie gefragt
Fast jedes Unternehmen gerät irgendwann einmal in Schwierigkeiten, völlig unabhängig von der Verursachung – obwohl die meisten Krisen hausgemacht sind. Von einer Pandemie abgesehen. Doch jede Krise ist beherrsch- und lösbar, wenn rechtzeitig reagiert und ein kühler Kopf behalten wird.
Mit Überblick zur Krisenbewältigung Bild: Gerd Altmann / pixelio.deVon einer Krise spricht man, wenn
• die Verkaufszahlen drastisch zurückgehen,
• Kunden ihre Forderungen nicht begleichen,
• die Zahlungsunfähigkeit droht.
Dann heißt es, schnell zu handeln und gegenzusteuern.
Gründe für UnternehmenskrisenGründe für diese Krisen sind meistens Fehler in der Unternehmensführung, z. B.:
• Fehlentscheidungen bei der Besetzung von Führungspositionen
• ungenügende Berücksichtigung der Marktentwicklungen
• Fehler bei der Gestaltung des Produktprogramms
• Fehlentscheidungen bei der technologischen Ausstattung, der Rohstoffsicherung, der Standortwahl, der finanziellen Ausstattung oder der Betriebsabläufe
• Mängel in Planung und Information
• Eine weltweite Virus-Infektion
Rechtzeitige KurskorrekturEin konkretes Krisenmanagement hängt fast immer davon ab, in welcher Situation sich Ihr Unternehmen befindet. In einem frühen Krisenstadium müssen Sie vor allem einige strategische Fragen klären. Beispiele: Wo sind die Kostenfresser im Unternehmen? Wie können Kosten eingespart werden? Welche (Erfolg versprechenden) Produkte und Leistungen wollen Sie in Zukunft anbieten? Wenn dies rechtzeitig und konsequent geschieht, kann eine Krise meist abgewendet oder bereits in der Frühphase überwunden werden.
Mögliche Sofortmaßnahmen bei drohender Illiquidität• Bareinlage
• Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Vermögensteilen
• Bestands-Sonderverkauf
• massives Einholen von Forderungen, Übergabe an Inkasso-Firmen
• „frisches“ Beteiligungskapital besorgen
• Verkauf und dann Leasing von Objekten (Sale and lease back)
• Staatliche Förderungen ausschöpfen
Mögliche Maßnahmen zur Liquiditätsverbesserung• Rechnungswesen-Profi suchen (z. B. Buchführungsservice)
• Ruhigstellung großer Lieferanten (Zahlungsvereinbarungen bei Weiterbelieferung)
• Verhandlungen mit Factoring-Instituten
• Kontokorrentkredite in langfristige Darlehen umwandeln
• Einigung mit Kreditinstituten zum „Stillhalten“ (Tilgung, Aussetzung und Zinsstundung)
• Zinsverhandlungen mit der Bank
• Kreditumfänge der Bank erhöhen
• Vertrauen bei der Bank stärken. Dann werden die Kreditinstitute auch nicht gleich den „Hahn zudrehen“, wenn es ernst wird.
Warnsignale beachtenKrisenmanagement bedeutet immer, offene Augen für mögliche Warnzeichen innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu haben und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dafür müssen Sie beispielsweise stets den Überblick über die finanzielle Lage Ihres Unternehmens haben. Sie sollten wissen, was Ihre Kunden über Ihr Angebot und das der Konkurrenz denken und wie sich Vertragspartner verhalten. Ein wichtiges Instrument für das Erkennen (und Vermeiden) von Krisen ist das Controlling.
Wichtige Warnsignale sind:• sinkende Umsätze und Gewinne
• zunehmende Kundenbeschwerden
• zunehmende Konflikte mit Lieferanten
• steigende Kosten
• abnehmende Liquidität
• geringe oder keine Kreditspielräume bei der Hausbank
Mögliche Gründe für eine Krisen-Verschärfung• Frühwarnsignale werden nicht wahrgenommen
• Externe Faktoren werden für den Auslöser der Krise gehalten
• Erste Maßnahmen führen zu Anfangserfolgen und entspannen vermeintlich die Situation, die langfristige Sicherung tritt in den Hintergrund
• Der einseitige Abbau von Verlust bringenden Tätigkeiten führt meist nicht zur Überwindung der Krise
• Der Ausbau zukünftig profitabler Bereiche wird vernachlässigt
• Es gibt keine ausreichende Liquidität zur Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen
Sanierung vor SchließungWenn absehbar ist, dass eine Krise in Ihrem Unternehmen andauert, müssen Sie entschlossen handeln und das Ruder herumwerfen (Turnaround). Vor allem dann, wenn sich die Liquiditäts- und/oder Ertragssituation nicht kurzfristig und anhaltend verbessern (und meist sollte man besser davon ausgehen),
• wenn Ihre beunruhigte Hausbank schon um ein Gespräch gebeten hat,
• die Kreditmöglichkeiten weitgehend ausgeschöpft sind und dringende Zahlungen anstehen.
Fazit:Unabhängig von der Branche und der Unternehmensgröße sind die Indikatoren fast immer identisch. Ebenso das Verhalten des Managements – es wird zu spät reagiert. Und wenn es erst einmal mehrere Baustellen gibt, die gleichzeitig zu bearbeiten sind, läuft es häufig auf das Zustopfen von Löchern hinaus, Hauptsache überleben. Jetzt heißt es, mit kühlem Kopf die richtige Strategie entwickeln, um wieder in den grünen Bereich zu kommen.
Roland Börck