Die Art der Gründung sollte gut durchdacht sein
Viele Wege führen in die Selbständigkeit. Jeder davon beinhaltet unterschiedliche Chancen und Risiken. Die Art der Unternehmensgründung muss in jedem Fall zu Ihrer Persönlichkeit und Ihren unternehmerischen Fähigkeiten passen. Prüfen Sie daher rechtzeitig, ob der von Ihnen bevorzugte Weg auch tatsächlich der richtige ist. Welchen Weg Sie wählen, hängt u.a. von drei Faktoren ab: Wie viel Gestaltungsspielraum wollen Sie haben? Wie kann das Risiko reduziert werden? Gibt es eine günstige Gelegenheit zum Kauf oder zur Pacht eines Unternehmens?
Anstöße zur Gründung Bild: Berwis / pixelio.deKlassisch: NeugründungBei der Betriebsneugründung starten Sie von null an. Sie müssen sich Ihren Markt erst noch erobern und dann Ihre Position im Markt festigen. Sie müssen Beziehungen zu Kunden und Lieferanten aufbauen, einen Stamm von Mitarbeitern suchen, sich einen Ruf erwerben. Kurzum: Sie müssen eine Anlaufphase durchstehen. Eine Betriebsneugründung birgt aber nicht nur Risiken. Sie bringt auch die Chance, den Betrieb nach den eigenen Vorstellungen völlig neu aufzubauen.
TeamgründungViele Vorteile sprechen dafür, den Betrieb nicht alleine, sondern gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern zu gründen. Die Zusammenarbeit mit Partnern bietet eine ganze Reihe von Vorteilen:
∙ fehlendes Know-how wird ergänzt
∙ Verantwortung und Risiko werden geteilt
∙ Eigenkapitalbasis wird erweitert
∙ mehr Sicherheiten zur Aufnahme von Krediten stehen zur Verfügung
∙ Arbeitszeit kann besser eingeteilt, u.U. auch reduziert werden
Voraussetzung für eine erfolgreiche Teamgründung ist, dass die Chemie zwischen den Partnern stimmt. Überprüfen Sie vor allem, wie Sie mit Konflikten umgehen. Werden alle kritischen Punkte angesprochen? Bleiben Sie sachlich? Können Sie nach einem Streit wieder miteinander reden? Benötigen Sie eventuell einen externen Coach, der Ihre Konflikte moderiert? Gesellschafterverträge sollten nicht nur klare Verantwortungs- und Aufgabenbereiche festlegen, sondern auch Vereinbarungen dazu, was im Konfliktfall passiert. Spielen Sie daher vorab mögliche Problemfälle und Lösungen durch.
Unbedingt zu beachtenErstellen Sie gemeinsam das Unternehmenskonzept, um sicherzugehen, dass Sie sich sowohl über das Unternehmensziel als auch über den Weg zur Erreichung des Ziels einig sind. Unabhängig von der Rechtsform sollten Sie alle Vereinbarungen schriftlich festlegen:
∙ Verantwortungsbereiche und Aufgaben
∙ Abstimmungsverfahren bei gesamtunternehmerischen Entscheidungen
∙ Vertretung des Unternehmens nach außen
∙ Höhe der Gesellschaftereinlagen
∙ maximale Höhe der monatlichen Privatentnahmen bzw. Gehälter
∙ Verhalten bei „leerer Kasse“
∙ Lösungen für mögliche Konfliktfälle (z.B. Entscheidungsverfahren bei Investitionen, Nutzung des Firmenwagens, Einstellung von Mitarbeitern)
∙ Verhalten bei Kündigung eines Gesellschafters
∙ Verhalten bei Auflösung oder Verkauf des Unternehmens
Kauf durch eigenes oder fremdes Management (MBO/MBI)Bei einem Management-Buy-Out (MBO) wird das Unternehmen durch das eigene Management, in der Regel durch leitende Angestellte oder die Geschäftsführung, übernommen. Unter Management-Buy-In (MBI) wird dagegen die Übernahme eines Unternehmens durch (fremde) Manager von außen verstanden. Die Kombination von MBO und MBI ist eine gemeinsame Übernahme von internen und externen Managern.
Beteiligung an einem BetriebFür die Beteiligung an einem Betrieb gelten die gleichen Empfehlungen wie für die Unternehmensnachfolge. Vom Preis für die Beteiligung, von den Zukunftsaussichten des Betriebes und von den konkreten Regelungen des Gesellschaftsvertrages hängt es ab, ob der Einstieg in das Unternehmen sinnvoll ist oder nicht.
Ausgründung/Outsourcing und Spin-off-GründungBei einer Ausgründung bzw. beim Outsourcing werden bestimmte Unternehmensabteilungen in die Selbständigkeit entlassen. Aus der Marketing-Abteilung kann z.B. eine selbständige Werbeagentur werden, aus der Personalabteilung eine Personalberatung. Die betreffende Abteilung kann von einem externen Gründer oder auch einem externen Unternehmen übernommen werden. Der externe Einzelgründer sollte sich daher wie auf eine Unternehmensnachfolge vorbereiten.
Die Spin-off-Gründung ist eine Variante des Outsourcing. Charakteristisch ist hier allerdings die enge Partnerschaft zwischen dem Mutterunternehmen (Inkubator) und dem neu gegründeten Unternehmen. Darüber hinaus spielen sich Spin-offs in der Regel im Bereich Forschung und Entwicklung ab. Der Inkubator stellt in der Regel fachliches Know-how, unternehmerische Erfahrung, Kontakte zu Kunden und Lieferanten, Netzwerke, evtl. Betriebsräume zur Verfügung.
Roland Börck